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Bericht: „Islam, Gender und Feminismus“ Kolloquium mit Prof. Dr. Juliane Hammer am BIT

14. Februar 2020 Die Nachwuchsgruppe „Islamische Theologie im Kontext: Wissenschaft und Gesellschaft“ führte in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Berlin am 10. März ein interdisziplinäres Kolloquium zum Thema Islam, Gender und Feminismus durch.


 

Die Nachwuchsgruppe „Islamische Theologie im Kontext: Wissenschaft und Gesellschaft“ führte in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie in Berlin am 10. März ein interdisziplinäres Kolloquium zum Thema Islam, Gender und Feminismus durch. Zu Gast war die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Juliane Hammer (2. v. l.) von der University of North Carolina at Chapel Hill. Bereits am Tag zuvor hatte Prof. Hammer in der Katholischen Akademie einen Vortrag über muslimische Aktivistinnen in den USA gehalten. Der Vortrag sowie mehrere ihrer einschlägigen Publikationen bildeten den Ausgangspunkt der Diskussionen im Kolloquium.

Zunächst problematisierten die Teilnehmenden die grundlegenden Parameter, die die Debatten über Feminismus und Gender im Islam gegenwärtig bestimmen. Eine besondere Schwierigkeit bilde hier das Spannungsfeld zwischen patriarchalen Strukturen und Denkweisen in muslimischen Gruppen einerseits und den gesamtgesellschaftlich wahrnehmbaren islamfeindlichen Tendenzen andererseits. Für den islamischen Feminismus sei dies häufig eine schmale Gratwanderung, zumal selbst seine berechtigten Einwände gegen den Androzentrismus der islamischen Theologie mitunter Gefahr liefen, antimuslimische Stereotype und Ressentiments zu reproduzieren oder gar zu legitimieren. Nichts desto trotz, so die einhellige Auffassung der Teilnehmenden, sei eine offene und fundamentale Kritik an Geschlechterungleichheiten prinzipiell fortzuführen und weiterzuentwickeln.

Die Ausformulierung islamisch-feministischer Theologien sowohl in den USA als auch in Europa sei geprägt von eben jenem Dilemma, oder wie es im Kolloquium genannt wurde: einer „doppelten Fessel“. Andererseits aber bringe der grundsätzlich kritische Duktus feministischer Argumente eine radikale Infragestellung bestehender Autoritäten mit sich. Im Ergebnis führe dies zu einer Neuaushandlung islamischer Normen nicht nur in der islamisch-theologischen, sondern auch und vor allem in der gelebten muslimischen Praxis.